Geschichte

Damals bis heute

Die Geschichte des "Heinrich-Schliemann-Gymnasiums" ist von der des Gebäudes zu trennen. Während das Schulhaus in der Dunckerstraße 64 seit 1914 zunächst als ein Teil der von Ludwig Hoffmann projektierten 309. und 310. Gemeindedoppelschule für Jungen und Mädchen fungierte und später u.a. die Polytechnische Oberschule "Dr. Theodor Neubauer" beherbergte, begann die Geschichte des "Heinrich-Schliemann-Gymnasiums" am 20. November 1928 in der Gleimstraße 49. Dies war der Tag der Umbenennung des dort ansässigen und bereits 1864 gegründeten "Luisenstädtischen Gymnasiums". Die wechselvolle Vergangenheit unserer Schule und deren interessante Standortentwicklung können Sie den nachfolgenden Informationen entnehmen. 

1928-1945

20. November 1928:

  • Umbenennung des "Luisenstädtischen Gymnasiums", welches sich damals in der Gleimstraße 49 befand, in "Heinrich-Schliemann-Schule"

Januar 1925 bis Dezember 1932

  • Paul Hildebrandt, ehemals Rektor am "Grauen Kloster", wird Direktor der Schliemann-Schule
  • Umgestaltung der von ihm geleiteten Anstalt entsprechend den Erfordernissen und dem Wissensstand der Zeit 
  • Aufbau eines Oberrealgymnasiums und Fortbestand des humanistischen Gymnasiums unter einem gemeinsamen Dach

ab 1933:

  • nachfolgender Leiter wird Oberstudienrat Fritz Plagemann 
  • er und vier weitere Studienräte werden vermutlich aufgrund ihrer jüdischen Herkunft 1933 entlassen 

1938:

  • Berliner Oberbürgermeister gibt im "Amtsblatt der Reichshauptstadt Berlin" die Umbenennung von höheren Anstalten bekannt
  • die "Heinrich-Schliemann-Schule" in der Gleimstraße erhält den Namen "Heinrich-Schliemann-Gymnasium" 

1939:

  • kurz vor der kriegsbedingten Schließung des Schulgebäudes in der Gleimstraße im Jahr 1939 wird die Schule in "Horst-Wessel-Gymnasium" umbenannt
  • es folgt der kriegsbedingte Umzug in die Carmen-Sylva-Straße (heute Erich-Weinert-Straße) 
  • später Unterrichtsverlagerung an einen Ort außerhalb Berlins

1945–1991

ab 1.9.1945:

  • das "Heinrich-Schliemann-Gymnasium" befindet sich wieder im Schulgebäude in der Gleimstraße 49
  • es wird von Herrn Studienrat Falk geleitet

1946 - 1951:

  • der ehemalige Rektor Plagemann löst Falk ab und bleibt Leiter des traditionsreichen Gymnasiums bis 1951
  • schrittweise Umorganisation zu einer Erweiterten Oberschule (EOS) mit Spezialklassen für alt- und neusprachlichen Unterricht

1953:

  •  Umzug in die Greifswalder Straße 25, da die Räume für den Ausbau der Polytechnischen Oberschulen im Wohngebiet der Gleimstraße für den Neubau der ersten Kinder- und Jugendsportschule Ostberlins verwendet werden sollten

1962:

  • Vereinigung der Schliemannschule mit der EOS "Karl-Friedrich Schinkel"
  • neu geeinte Heinrich-Schliemann-Schule wird von Herrn Richard (ehemaliger Direktor der Schinkel-Schule) von 1962 bis 1979 geführt

1973:

  • erneuter Umzug in den Schulneubau in der Conrad-Blenkle-Straße 52
  • Frau Oberstudienrat Stoppe übernimmt 1979 die Leitung der Schule
  • durch die Auflösung der 2. EOS Mitte kommen 1983 zusätzlich noch Spezialklassen für die Altsprachen an die Heinrich-Schliemann-Schule

1991–heute

1991 - 1994:

  • Berliner Schulstruktur wird neu gestaltet
  • seit dem Schuljahr 1991/92 wird die Heinrich-Schliemann-Oberschule (Gymnasium) von Frau Oberstudiendirektorin Salecker geleitet
  • die EOS "Heinrich Schliemann" zieht mit der Schülerschaft und einem Teil des Lehrerkollegiums aus der Conrad- Blenkle-Straße 52 in die Dunckerstraße 64 um 
  • am 12. Mai 1992 erhält das neu eröffnete 4. OG den Namen "Heinrich-Schliemann-Gymnasium" und wird einen Monat später in "Heinrich-Schliemann-Schule (Gymnasium)" umbenannt 
  • der altsprachliche Zweig wird zum Schuljahr 1993/94 eingerichtet 
  • am letzten Schultag vor den Herbstferien 1994 findet die Einweihung des Heinrich-Schliemann-Denkmals auf dem Schulgelände statt

ab 2009:

  • denkmalgerechte Sanierung des Schulgebäudes 

3.1.2022:

  • Eröffnung des Vorderhauses (ehemaliges Direktorenhaus)

Geschichte des Gebäudes


Ludwig Hoffmann (1852-1932) ist der Architekt unserer Schule. Er entwarf als Magistratsbaurat in 28 Jahren in Berlin 111 Bauanlagen mit 300 Bauwerken und gilt als der Erbauer des kommunalen Berlins zwischen Historizismus und der Moderne. Darunter waren 60 Schulprojekte besonders im bevölkerungsdichten Nordosten und Nordwesten unserer Stadt. Viele seiner Bauten wirkten wie Geschmacksinseln in grauen Steinwüsten und zeichneten sich unter den baulichen Scheußlichkeiten der Gründerjahre als wohlüberlegt und ästhetisch gestaltet aus. Neben Schulen, Krankenhäusern, Sozialeinrichtungen, Badeanstalten sind uns von Ludwig Hoffmann das Neue Stadthaus, das Märkische Museum, der Märchenbrunnen, das Virchow-Krankenhaus und das Genesungshaus erhalten. In diesen architektonischen Neukompositionen wiederholt sich nichts, werden stilistische Details sorgfältig eingesetzt und in unaufdringlichen Proportionen wirksam. Hoffmanns Ästhetik bedeutet soziales Programm, Klarheit und immer wiederkehrende individuelle Ausformung.

Unser Schulgebäude in der Dunckerstraße 64 errichtete Ludwig Hoffmann 1913/14 als Gemeindedoppelschule mit einer Schulzahnklinik parallel zur S-Bahn-Trasse und als Gegenpol zur ehemaligen Gemeindeschule für Knaben mit einer ursprünglichen Volkslesehalle (1899/1900). Das Bauwerk wirkt recht einfach und funktionsbezogen. In der schmalen Straßenfront der Dunckerstraße gliederte Hoffmann links ein kleines eingeschossiges Gebäude und rechts das dreigeschossige ehemalige Wohnhaus für Rektor, Schuldiener und Heizer. Heute wird das Vorderhaus nach etlichen Jahren des Leerstands wieder in vollem Umfang genutzt: Im Erdgeschoss wurde im Schuljahr 2005/06 durch eine Aktion der Schülervertretung die ehemalige Hausmeisterwohnung zum neuen Aufenthaltsraum der Sekundarstufe II umgestaltet. Das erste Obergeschoss beherbergt unsere Schulbibliothek und im zweiten Obergeschoss befinden sich Unterrichtsräume für die Deutschkurse, Lebenskunde- und Religionsstunden.

Ein breites Tor gibt den Weg frei in die neue, nach den alten Plänen Hoffmanns gestaltete Hofanlage mit dem langgestreckten Schulgebäude. Dieses ist viergeschossig als Flügelanlage mit einem Walmdach und einem Mittelrisalit nach Süden gebaut. Helle, freundliche Fenster sowie eine ruhige und sorgsam abgestimmte Fassade als Klinkerverblendbau bilden die Schauseite. Kleeblattbogige, geschlossene Drillingsfenster mit vertikal betonten Stabwerk, Terrakotten sowie einer gotisierenden, feingliedrigen Vorlage im Sinne eines expressiven Konstruktivismus geben dem Bau seine Leichtigkeit und Individualität.

Unter dem Eindruck eines Besuches etlicher Schulen in den Arbeitervierteln berichtete 1916 ein Berliner Bürgermeister:
[...], daß wir so einen Kerl haben, der es fertig kriegt, dieser gedunsenen architektonischen Gemeinheit sein anständiges Ich gegenüberzustellen! [...] Ihre Bauten stehen in den Außenbezirken wie Könige unter Protzen [...] Mein heimlicher leiser Vorwurf, daß sie zu enthaltsam sind, trifft hier nicht zu. Hier ist gerade höchste Enthaltsamkeit die höchste Tugend.

Hoffmanns Wahlspruch lautete: Kunst ist Takt. Möge unser Schulgebäude dies nach außen sowie nach innen in seiner Funktion und Ästhetik ausstrahlen.